Sie bedeutet eine intensive, tiefe Konzentration auf eine selbst gewählte Tätigkeit ohne ablenkbar zu sein, wie etwa beim sog. Flow (Zustand völliger Vertiefung, ganz im Tun versunken sein).
Bevor Maria Montessori dieses Phänomen erstmals bei einem Kind in ihrem Kinderhaus beobachten konnte, galt lange Zeit die Auffassung, dass Kinder in ihrer Konzentration sehr unstet und leicht ablenkbar seien.
Das Gegenteil zeigte sich bei diesem dreijährigen Mädchen, das gerade mit den Einsatzzylindern arbeitete. Es wiederholte die Übung wieder und wieder und schien sich durch nichts ablenken zu lassen. Zuerst beobachtete Montessori nur, ohne das Kind zu stören. Nach etlichen Wiederholungen aber war ihr ihre Neugier geweckt, wie weit diese Konzentration wohl gehen würde. Sie nahm Stühlchen und Kind und stellte diese auf einen Tisch. Das Kind fuhr unbeirrt mit seiner Tätigkeit fort. Auch als Montessori die anderen Kinder aufforderte zu singen, ließ sich das Mädchen nicht stören. Erst nach 44 Wiederholungen der Übung beendete das Kind sein Tun und wirkte auf die Pädagogin als erwachte es aus einem erholsamen Schlaf
Diese Polarisation der Aufmerksamkeit stellte für Montessori den bedeutendsten Faktor im Aufbau des Kindes dar und wurde zum Schlüssel ihrer Pädagogik.
Wofür ist sie gut?
Die Fähigkeit, sich (auf etwas bestimmtes) konzentrieren zu können, ist eine Voraussetzung zum Aneignen von Bildung.
Wie kann man sie herbeiführen?
Die Polarisation hängt eng mit den sensiblen Phasen des Kindes und der vorbereiteten Umgebung zusammen.
In bestimmten Zeitfenstern interessieren sich die Kinder sehr stark für bestimmte Lerninhalte (exakte Bewegungsabläufe wie z.B. beim Laufen lernen, Buchstaben, Zahlen etc.). In dieser Zeit ist es den Kindern besonders einfach möglich, sich intensiv konzentriert mit diesen Themen auseinanderzusetzen und zu lernen, sofern es in seiner Umgebung Anregung dazu findet. Dies veranlasste Montessori dazu, die kindliche Umgebung im Kinderhaus so vorzubereiten, dass sie Lernmaterialien zu jedem dieser Lernbereiche fanden und auf die sie selbstständig zugreifen konnten. Die Kinder durften frei entscheiden, mit welchem Material sie arbeiten wollten, bis ihr inneres Bedürfnis gestillt war. Ähnlich wie beim Mädchen mit den Einsatzzylindern – es beendete die Übung nicht durch äußere Umstände, sondern weil es erschöpfend mit dem Material gearbeitet hatte und sein Bedürfnis nach Wiederholung gestillt war. Die Polarisation lässt also erst dann nach, wenn die selbst gewählte Aufgabe aus Sicht des Kindes gelöst ist.