Montessori Spielzeug – Hat da gerade jemand Montessori „Spielzeug“ gesagt?!

Montessori Spielzeug

Montessori Spielzeug?

Eingefleischten Montessorianern überkommt bei dieser Begriffsmischung wahrscheinlich Gänsehaut und ein leichter Schauer über den Rücken. Bei vielen taucht sofort der Gedanke auf „Das ist doch aber Lernmaterial, kein Spiel-zeug!“

Was bedeutet Spielzeug?

Laut EU-Spielzeugrichtlinie wird Spielzeug so definiert:
„Alle Produkte, die ausschließlich oder nicht ausschließlich dazu bestimmt oder gestaltet sind, von Personen unter 14 Jahren für den Gebrauch beim Spielen verwendet zu werden“

 

Spielen bedeutet Lernen fürs Leben

Spiel – vom aus dem Althochdeutschen stammenden Wort „spil“ abgeleitet – bedeutet Tanzbewegung. Spielen ist also laut dieser Definition eine Betätigung, die allein aus der Freude an ihrer Ausübung erfolgt.

Im Leben des Kindes nimmt Spielen eine zentrale Rolle ein. Durch Spielen erschließt und erobert es sich seine Umwelt. Es erforscht Dinge, verarbeitet Eindrücke und Erfahrungen und erlebt soziales Miteinander (bzw. spielt dieses nach).

Selbst Tiere spielen! Im gemeinschaftlichen Spiel üben Tierkinder Bewegungsabfolgen, trainieren Schnelligkeit und Geschicklichkeit und bereiten sich so auf die Selbstständigkeit als erwachsene Tiere vor.

Als spielen bezeichnen wir i.d.R. das sog. Freie Spiel – selbstbestimmtes Spielen ohne konkret festgelegtes Ziel und ohne die Einmischung von Erwachsenen.

Hierzu zählt z.B. das freie Bauen mit Bausteinen oder Naturmaterialien. Aus diesen werden Türme, Ställe für die Tiere oder ganze Städte erbaut. Draußen in der Natur entstehen kleine Hütten aus Ästen und Zweigen und im Sandkasten eine ganze Ladentheke voll feinster Backwaren.

Zum freien Spiel gehören vor allem auch alle Arten von Rollenspielen (ob in Gemeinschaft mit anderen Kindern oder alleine mit Puppen, Kuscheltieren oder anderen Figuren). Hier entwickeln Kinder ihre Sprachkompetenz, Motorik und üben sich im sozialen Miteinander.

Spielen ist für die körperliche wie auch die kognitive und sozial-emotionale Entwicklung von Kindern sehr wichtig. Es fördert Sozialkompetenz, Kreativität, Selbstvertrauen und Selbstbestimmung. Es trainiert den Körper, baut Stress ab und fördert die Selbsregulation.

Gute Spielzeuge sind somit vor allem alle Materialien, die dem Kind helfen, sich kreativ mit seiner Umwelt auseinanderzusetzen und im Spiel genug Raum für eigene Ideen lassen.

 

Ist Montessori-Material Spielzeug?

Montessori-Materialien haben einen vorgegebenen Lernzweck. Sie wurden von Maria Montessori nach bestimmten Kriterien entwickelt, um eine ganz konkrete Lernerfahrung zu ermöglichen und einen bestimmten Lerninhalt zu vermitteln. Bei ihren Materialien achtete sie durch die Begrenzung des zu vermittelnden Lerninhaltes je Material auf die Qualität des Lernprozesses. Auch hier geht Qualität vor Quantität. Nicht möglichst schnell möglichst viel gleichzeitig, sondern die Konzentration auf einen bestimmten Inhalt und dann (mit weiteren Materialien) Schritt für Schritt darauf aufbauen.
Montessori-Materialien sind somit also schon mal zweckgebunden und keine attraktiven Spielgefährten für`s freie Spiel. Auch lassen sie keinen Spielraum für Kreativität in ihrer Nutzung. Sie haben festgelegte Verwendungen, d.h. es gibt Regeln, wie man dieses Material anwendet. Klassisches Montessori-Material ist also tatsächlich Lernmaterial, kein Spielzeug.

 

Wie wir zu Montessori-Spielsachen stehen

Montessori-Lernspielzeug

Montessori Lernspielzeug

Montessori-Spielsachen gibt es nach unserer Ansicht nicht. Es gibt Montessori-Materialien und es gibt Spielsachen. Natürlich gibt es auch schlicht und ergreifend pragmatische Lösungen, wo wir ein „Spielzeug“ in der Anwendung als sinnvolle Ergänzung im Rahmen der Freiarbeit sehen, weil es eben die gewünschte Funktion erfüllt.

Teilweise erhalten wir Anfragen nach „Montessori-Spielzeug“, da bekommt man Knoten in den Hirnwindungen. Es wir nach s.g. Multi-Sortier-Zuordnungs-Puzzle-Spielen gesucht, die schon so grenzwertig multifunktionell sind, dass einem schwindelig wird. Besondere Freude kommt auch bei batteriebetriebenem, gerellbunten, blinki-blinki Pastikgedöns auf.

 

Warum wird soviel „Zeugs„ als Montessori angeboten, wenn es doch gar nicht Montessori ist? Kontrolliert das keiner?

Die Auflistung reicht von Montessori-Betten, Montessori-Möbeln über Montessori-Learningtower bis hin zu Montessori Mobiles und Therapiedecken. Sagen wir es wie es ist: Was auch immer für Kinder angeboten wird: steht Montessori davor, kann man es leichter und für mehr Geld verkaufen. Damit soll nicht alles grundsätzlich verteufelt werden, was nicht klassisches Montessori-Material ist, aber als dieses bezeichnet wird. Auch große Pädagoginnen wie Maria Montessori haben leider nur eine begrenzte Zeit auf Erden zur Verfügung, um Materialien zu entwickeln. Und es gibt gute Lernspiele, die tatsächlich gut in die Montessori-Pädagogik passen, weil sie einfach den Kriterien für Montessori-Material entsprechen, z.B. Begrenzung der Lerninhalte, im besten Falle mit Selbstkontrolle. Auch wir haben weiterentwickelte Montessori-Materialien im Angebot. Einfach weil sie absolut dazupassen oder eine ergänzende Fortführung sind.

Wer kontrolliert? KEINER! Montessori ist ein italienischer Nachname und Frau Dr. Montessori ist vor über 70 Jahren gestorben. Montessori ist keine Marke und unterliegt deshalb auch keinem Marken- oder Patentschutz.

 

Wie erkennt man denn nun gutes Montessori-Material (und weitergedachtes Montessori-Material)?

Gesunder Menschenverstand – in Österreich auch Hausverstand genannt und Vertrauen in professionelle Anbieter mit Montessori-Diplom bilden die beste Grundlage auf der Suche nach wirklichen Montessori-Materialien.

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