5 gravierende Unterschiede Montessori vs. Waldorf

Symbolbild Montessori vs. Waldorf

Montessori vs. Waldorf

Montessori- und Waldorfpädagogik sind reformpädagogische Ansätze, die sich fundamental vom traditionellen Schulsystem abgrenzen. Beide betonen die individuelle Entwicklung des Kindes und lehnen starre Lehrpläne und Notenbewertung in den frühen Jahren ab. Trotz dieser Gemeinsamkeiten basieren sie auf sehr unterschiedlichen Menschenbildern und philosophischen Grundlagen. Während Montessori einen wissenschaftlich-individuellen Weg beschreitet, folgt Waldorf einem künstlerisch-gemeinschaftlichen Ansatz. Ihre Methoden und Ziele unterscheiden sich dementsprechend erheblich.

1. Philosophischer Ursprung & Menschenbild:
Montessori: Basiert auf einer wissenschaftlich-empirischen Beobachtung des Kindes. Das Kind wird als Baumeister seiner selbst gesehen, das von innen heraus, angetrieben durch sensible Phasen, lernt.

Waldorf: Geht auf die anthroposophische Weltanschauung Rudolf Steiners zurück. Das Kind ist eine sich entwickelnde Wesenheit, deren physische, seelische und geistige Entwicklung in Jahrsiebten verläuft.

2. Rolle des Materials & des Spiels:
Montessori: Arbeit mit speziell entwickelten, ästhetischen Lernmaterialien, die einen spezifischen Lerneffekt haben und zur Selbstkontrolle dienen (z.B. Sinnesmaterial, Rechenstäbchen). Das Material steht im Zentrum.

Waldorf: Betonung des kreativen, fantasievollen Freispiels mit natürlichen, unstrukturierten Materialien (Tücher, Holz, Wolle). Das Spiel ist zentral, nicht das didaktische Material.

3. Freiheit vs. Rhythmus:
Montessori: Hohe individuelle Freiheit. Das Kind wählt weitgehend selbst, womit, wie lange und mit wem es arbeitet (vorbereitete Umgebung).

Waldorf: Starker gemeinsamer Rhythmus. Der Tages- und Wochenablauf ist durch wiederkehrende Elemente, Lieder und Rituale stark strukturiert. Die gesamte Klasse macht zur gleichen Zeit dasselbe (Epochenunterricht).

4. Förderung der Fantasie:
Montessori: Fantasie entwickelt sich auf der Basis der Realität und konkreter Erfahrungen. Daher wird sie zunächst durch Arbeiten mit der realen Welt gefördert (z.B. Praktische Lebensübungen). Fantasievolles Spiel mit Gegenständen (ein Stock wird zum Schwert) wird nicht aktiv gefördert.

Waldorf: Gezielte Förderung der Fantasie und des künstlerischen Ausdrucks ist ein Kernziel. Märchen, Rollenspiele, Eurythmie und das Nachahmen von Tätigkeiten aus der Erwachsenenwelt stehen im Vordergrund.

5. Rolle der Lehrperson:
Montessori: Der Lehrer ist ein Helfer beim kindlichen Lernen, ein Beobachter, der die Umgebung vorbereitet und dem Kind dann zurückhaltend Lektionen gibt.

Waldorf: Der Lehrer ist eine autoritative Vorbildfigur , die die Klasse oft über Jahre führt und den Unterricht durch Erzählungen und Anleitung stark prägt.

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