10 Fakten die Sie nicht über den Tastsinn wussten

Fühlpfad aus Tastplatten

Fühlpfad aus 10 unterschiedlichen Tastplatten – Montessori-Material

Der menschliche Tastsinn hat viel mehr Einfluss auf das Leben und Lernen, als wir glauben wollen. Gerade bei Kindern werden viele positive Eigenschaften durch Fühlen, Spüren und Tasten geprägt. Maria Montessori hat das bereits vor über 100 Jahren erkannt und den Tastsinn der Kinder gefördert.

1. Verbesserung der Feinmotorik

Durch Training des Tastsinns verbessert sich die Feinmotorik der Hände und Finger. Kinder die über ein feines Tastvermögen verfügen, haben es bei filigranen Arbeiten deutlich leichter. Ihnen fallen sauberes Ausschneiden mit der Schere oder exaktes Nachziehen einer Linie leichter als anderen.

2. Training der Wahrnehmung

Eine geübte Tast-Wahrnehmung schult auch alle anderen Wahrnehmungen. Je gefühlvoller Oberflächen und haptische Eigenschaften wahrgenommen werden, umso leichter fällt auch die Aufnahme anderer Sinnesreize. Denken Sie nur daran, wie sehr z.B. ein längeres Bad die Sensibilität und Wahrnehmung der Hände und Füße verändert.

3. Taktiles Wiedererkennen schulen

Mit genügend Übung sind wir in der Lage, Oberflächen und Formen nur durch den Tastsinn zu erkennen. Eine Eigenschaft, die manchem erst auf den zweiten Blick als notwendig erscheinen mag. Haben Sie sich schon mal gefragt, was wäre, wenn Sie sich im Dunkeln nicht mehr an der Wand entlangtasten könnten oder den Lichtschalter nicht wie gewohnt erfühlen. Sehr wahrscheinlich hätten sie sich im Dunklen zumindest ein paar blaue Flecken geholt.

4. Unterscheidung von Oberflächenstrukturen üben

Oberflächen-Memo

Oberflächen – Memo aus verschiedenen Stoffen

Eine besonders wichtige Eigenschaft des menschlichen Tastvermögens ist die Unterscheidung verschiedener Strukturen. Mag es bei der Wahl der Tapete noch reine Geschmackssache sein, wird so eine Unterscheidung spätestens im Beruf zum, hilfreichen Unterscheidungskriterium. Man stelle sich nur einen Schreiner vor, der – mangels geübtem Tastsinn – mit dem vollkommen falschen Schleifpapier die Lieblingsanrichte des Kunden für immer entstellt.

5. Wortschatz erweitern

Natürlich fördert das Tasten und Fühlen auch den Wortschatz der Kinder. Gerade bei den Montessori Sinnesmaterialien ist die Aufgabenstellung das Gefühlte zu beschreiben. Damit ergeben sich ganz automatisch Sätze wie „Das ist Filz“, „Das fühlt sich rauh an“ oder „Die Oberfläche ist glatter als..“.

6. Vorbereitung auf das Schreiben

Durch Tast-Training von Händen und Fingern übt das Kind indirekt mit verschiedenem Druck zu fühlen. Diese Druckdosierung ist essentielle Grundbedingung um später in der Schule Stifte unverkrampft und dauerhaft komfortabel zu halten.

7. Förderung von Konzentration und Ausdauer

Es braucht schon einiges an Übung, um sich gezielt auf einen Sinnesreiz zu konzentrieren. Das schult die Ausdauer und verlängert den Zeitraum bewusster Konzentrationsfähigkeit.

8. Rechte und linke Gehirnhälfte werden vernetzt

Gerade im Kindesalter findet im Gehirn die wichtige Verknüpfung von Synapsen statt. Grob gesagt: „Je mehr Synapsen-Verbindungen, umso lern-, denk- und arbeitsfähiger ist unser Gehirn“. Wichtig ist dabei, dass möglichst beide Gehirnhälften gut miteinander vernetzt sind. Übungen, die mit beiden Händen und im Idealfall über die Körpermitte hinweg stattfinden, unterstützen diese Verknüpfungen. Mit taktilen Übungen ist dieses Übergreifen einer Hand in den „Arbeitsraum“ der anderen Hand leicht zu bewerkstelligen. Legt man das entsprechende Fühlmaterial einfach dorthin, so fühlt die rechte Hand auf der Seite der linken und umgedreht.

9. Merkmale und Eigenschaften zuordnen

Mit den unterschiedlichen Sinneseindrücken treten auch Lerneffekte im Bereich der Kombinatorik ein. Kinder lernen Kontraste kennen (Dinge fühlen sich verschieden an), finden Paare (Dinge fühlen sich gleich an). Es gibt Abstufungen bzw. Reihenbildungen (Dinge stehen in einer Beziehung zueinander) wie z.B. hart, weich, weicher usw.

10. Schulung des Vorstellungsvermögens

Was man erlebt, gefühlt und damit auch ertastet hat, kann man sich auch vorstellen. Dieses Vorstellungsvermögen bildet den Grundstock für alle drauf aufbauenden Gedanken. Wer weiß wie sich ein Stoff, Sandpapier oder auch Glas anfühlt, der kann diese Vorstellung mitnehmen und an anderer Stelle verwenden. Wer noch nie Sandpapier gespürt hat, kann sich weder vorstellen was man damit machen kann, noch dass es unterschiedliche Körnung für unterschiedliche Schleifarbeiten gibt.

Fazit: Der Tastsinn ist einer der wohl unterschätztesten Sinne des Menschen. Deshalb ist es wichtig den Tastsinn zu schulen. Sowohl bei Kindern als auch Erwachsenen. Probieren Sie es aus!

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